Puli: Ein lebender Wischmop?

Ein Puli steht in dürrem Feld, Fokus Kopf

Hast du schon einmal einen großen, zotteligen Hund mit Rastalocken gesehen, dessen Augen nahezu verdeckt sind? Der Puli wirkt wie eine kleiner Version dieser Komondore und stammt ebenfalls aus Ungarn. Auch er arbeitet bei den Herden, ist jedoch kein Herdenschutzhund, sondern ein Treibhund.

Puli

Herkunft: Ungarn
Gewicht: 10-15 kg
Größe (Widerrist): 38-43 cm
Lebenserwartung: 12-16 Jahre

Aktivitätsbedarf: ++++-
Futterbedarf: ++---
Fellpflege: +++--
Stadteignung: +++--

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Krankheitsgefährdung: sehr seltene Retinadysplasie
Verwendung: Hütehund, Treibhund
Geeigneter Sport: Agilty, Treibball, Flyball – ein Allrounder

FCI: Nr. 55 (Gr. 1, Skt. 1)

Das Wesen des Pulis

Der Puli ist ein lebhafter Hund, der bei jeder Art von Beschäftigung begeistert mitmacht. Seine Aufgaben erfüllt er mit Leib und Seele. Dabei fällt vor allem sein ausgeprägter Spiel- und Beutetrieb auf. Entsprechend erzogen ist er ein guter Spielkamerad: Die Rasse gilt als kinderlieb und kann auch mit den jüngeren Familienmitgliedern spielen.

Seinen Besitzern gegenüber ist der Puli treu und anhänglich. Er verfügt über Mut und Einsatzbereitschaft. Fremden gegenüber ist er eher misstrauisch. Daher ist der Puli auch ein erstklassiger Wachhund. Aufpassen musst du, dass aus der Wachsamkeit keine Aggressivität wird. Durch seine Statur ist der Puli äußerst beweglich und lauffreudig. Aber auch geistig ist der traditionelle Hütehund stark. Seine Gelehrigkeit und sein hohes Lerntempo musst du nutzen und ihn auch später geistig auslasten. Daher eignet sich der Puli nicht für Ersthundebesitzer! Nur Experten können ihn sinnvoll auslasten und erziehen.

Der Puli ist ein leistungsstarker Hund, aber kein Powerpaket, das ständig Vollgas geben möchte. Er ist sensibel und neigt dazu, beleidigt zu sein, wenn du ihn seiner Einschätzung nach ungerecht behandelst. Dann zieht er sich zurück und hält manchmal den ganzen Tag Abstand. Das heißt für dich, dass du ihn zwar konsequent erziehen musst, aber besonders liebevoll und nicht hart.

Insgesamt ist der Puli ein lebensfroher Zeitgenosse. Sein positives Lebensgefühl bellt er bevorzugt in die Welt hinaus. Mit einer intensiven Erziehung kannst du verhindern, dass er zum Kläffer wird. Ganz abgewöhnen kannst du ihm sein Bellen aber nicht.

Der Puli in der Stadt

Der Puli kann ein toller Hund sein, aber nur wenn du seine Lernbereitschaft und Aufgewecktheit auch ausnutzt. Das geht am besten beim Hüten einer Herde, denn die Instinkte sitzen tief. Dazu zählt auch das Fersenbeißen, das für das Treiben von Vieh notwendig ist, in der Stadt jedoch keinen sinnvollen Einsatz findet.

Willst du einen Puli in der Stadt halten, kommt höchstens ein Haus mit eingezäuntem Garten infrage. Die Unterbringung in einer Stadtwohnung ist nur möglich, wenn du ihm gleichzeitig viel Auslauf und Beschäftigung bietest: Agility, Treibball und viel Auslauf.

Ein weiteres Problem ist die „Gesprächigkeit“ des Hundes. Da er äußerst gerne bellt, sollte die Nachbarschaft damit einverstanden sein oder in ausreichender Entfernung wohnen. Plane dies besser vorher ein, denn diesen Ärger möchte niemand.

Das Aussehen des Pulis

Der Puli ist ein mittelgroßer Hund mit einer Schulterhöhe von 36 bis 42 Zentimetern bei Hündinnen und 39 bis 45 Zentimetern bei Rüden. Die Weibchen wiegen 10 bis 13 kg Rüden mit 13 bis 15 kg nur wenig mehr.

Die Statur des Pulis ist quadratisch. Die Ohren sind mittelhoch angesetzt und besitzen eine breite Basis. Die Augen des Pulis sitzen leicht schräg; sie sind mittelgroß und dunkel. Die Rute sitzt mittelhoch und wird vom Puli über die Kruppe eingerollt.

Sein auffälligstes Merkmal ist das Zotteln und Schnüre bildende Haarkleid, das seine kräftige Muskulatur verdeckt. Im Laufe des Lebens wird dieses Haar bodenlang – aber bitte nicht mit einem lebenden Wischmob verwechseln! 😉

Das sichtbare Deckhaar ist grob, die Unterwolle fein. Den Puli gibt es in den Farben schwarz, grau, perlweiß und maskenfalb.

Die Herkunft des Pulis

Der Puli stammt aus Ungarn und wurde bereits vor 1.000 Jahren von ungarischen Hirten als Treibhund eingesetzt. Die Schäfer erachteten den Puli als so wichtig, dass sie für die Anschaffung eines Welpen fast ihren gesamten Jahreslohn ausgaben. Die Mehrzahl von Puli heißt übrigens Pulik und wurde so aus dem Ungarischen übernommen.

Das Treiben von Vieh liegt dieser Rasse im Blut. Der Puli arbeitet nicht nur eigenständig mit den Herden, er treibt sie auch auf Befehl auseinander und separiert einzelne Tiere. Dabei scheut er auch vor gefährlicheren Tieren wie Stieren nicht zurück und flitzt, wenn es ihm praktisch erscheint, einfach über ihre Rücken.

Seit 1924 gilt der Puli als anerkannte Rasse und wird in der FCI in der Gruppe der Hüte- und Treibhunde aufgeführt.

Pflege eines Pulis

Blickst du auf das Haarkleid eines Pulis, vermutest du schnell, dass er regelmäßig gebürstet werden muss. Dieser erste Gedanke ist jedoch falsch! Zur Pflege eines Pulis darfst du auf keinen Fall eine Bürste benutzen, lediglich deine Hände und eine Schere.

Am besten machst du das regelmäßig, wann immer du deinen Puli bei dir hast: Trenne einige Zotteln. Dazu musst du sie mit den Fingern bis auf die Haut des Hundes auseinanderziehen. Das nennt man zotten. So wird der größte Teil der Pflege schnell zur angenehmen, täglichen Routine. Die meisten Pulis finden diese Art der Liebkosung angenehm und du stärkst gleichzeitig die Bindung zu deiner Fellnase. Achte lediglich darauf, die Zotteln nicht zu dünn zu ziehen, denn sonst reißen sie leicht ab.

Die ersten Zotten bilden sich gleich nach dem Abstoßen des Welpenhaares. Die Haare musst du ab jetzt nur noch gelegentlich nachzotten. Aufs Baden kannst du ebenfalls verzichten. Lediglich wenn der Puli sich in Unrat gewälzt und sein Fell enorm verschmutzt hat, ist ein Bad angebracht – mit lauwarmem Wasser ohne Zusatz. Benutze nicht irgendein Hundeshampoo! Dadurch würde das natürliche Wollfett herausgespült und das Fell geschädigt. Muss es unbedingt ein Shampoo sein, achte darauf, ein rückfettendes Hundeshampoo zu verwenden. Meist reicht jedoch das Abreiben mit einem ausgemusterten Frotteehandtuch.

Das Fell über den Augen des Hundes kannst du zur Seite binden, damit sein Sichtfeld nicht eingeschränkt ist. Auch an den Innenseiten der Beine und an den Pfoten solltest du es regelmäßig schneiden, damit sich keine behindernden Knoten bilden. Um Absetzungen von Kot und Urin zu vermeiden, kannst du die Zotteln um After und Geschlechtsteile abschneiden.

Auch die Fanghaare kannst du kürzen, um festgesetztes Essen zu vermeiden. Bist du dabei, putze doch auch gleich seine Zähne mit dem Frotteehandtuch und kontrolliere seine Augen und Ohren. Die Ohrmuscheln solltest du regelmäßig kontrollieren, um Entzündungen vorzubeugen und natürlich muss der Puli trotz seiner Rastafrisur immer sehen können.

Besondere rassetypische Erkrankungen sind nicht bekannt. Sehr selten kommt es zu einer Retinadysplasie.

Ein Puli hat eine mittlere Lebenserwartung von 12 bis 16 Jahren; aber auch ältere Pulis sind nicht selten.

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