Wie erkenne ich einen guten Tierarzt?

Einen guten Tierarzt erkennen

Du bist gerade umgezogen, dein alter Tierarzt ist unerreichbar. Natürlich soll dein Hund auch jetzt die perfekte Behandlung bekommen wie zuvor. Aber wie erkennst du einen guten Tierarzt?

Ebenso wie in der Humanmedizin ist die Suche nach dem richtigen Tierarzt nicht immer leicht. Im Laufe eines Tierlebens wirst du immer mal wieder einen guten Tierarzt brauchen. Dabei geht es nicht nur um Krankheiten oder Verletzungen, sondern auch um Impfungen, Vorsorgeuntersuchungen, Kastration oder Sterilisation.

Ein Tierarzt sollte sich seiner eigenen diagnostischen und therapeutischen Grenzen stets bewusst sein. Wenn es erforderlich ist, überweist er umgehend an einen Experten. Denn durch eine adäquate Therapie muss ein Tier nicht unnötig lange leiden. Das bedeutet auch: Den perfekten Tierarzt für alle Fälle gibt es nicht. Ein Arzt, der seine Grenzen kennt, und Kollegen dazuholt ist weit besser als jemand, der auf alles die Lösung „weiß“.

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Indiz aus erster Hand: Empfehlungen von Tierbesitzern

Eine gute Mundpropaganda ist immer ein wichtiges Indiz für einen passenden Behandler. Das trifft auch auf Tierärzte zu. Wenn du gerade erst umgezogen bist, weißt du vielleicht nicht, wen du in der fremden Stadt fragen kannst. Aber selbst jetzt gibt es Möglichkeiten. Du kannst zum Beispiel das Internet bemühen.

Einschlägige Bewertungsportale (z. B. Jameda) mit Bewertungen für Tierärzte geben Hinweise auf einen guten Tierarzt. Allerdings (und das ist der Grund, weshalb wir keine Seite empfehlen) solltest du nicht blind glauben. Seit Jahren werden Bewertungen online manipuliert, nicht nur bei einem gewissen Auto-Verein. Gerade alteingesessene Praxen haben vielleicht keine Internetseite und tauchen auch auf solchen Portalen nicht auf. Ist eine Website aber vorhanden, erhältst du hier auch einen Ersteindruck. Insbesondere erfährst du, wie die Praxis sich selbst sieht und wo sie ihre Schwerpunkte setzt.

Du kannst auch in einem Tierheim anrufen oder bei deinem Tierladen nachfragen. Hier hat man regelmäßig mit Ärzten zu tun und weiß sicher, wer gut ist. Trau dich auch mal: Sprich Hundebesitzer beim Spaziergang an. Immerhin haben diese einen Tierarzt. Ganz nebenbei knüpfst du so auch neue Bekanntschaften.

Zuwendung, Empathie und Zeit

Tierärzte müssen in der heutigen Zeit wie alle Praxisinhaber auch Geschäftsleute sein, das ist verständlich. Dennoch versuchen gute Tierärzte nicht, dir etwas aufzuschwatzen. Diagnostische und therapeutische Leistungen, die du weder willst noch brauchst, können erste Zweifel in den Tierarzt wecken.

Vieles, was in den Tierarztpraxen angeboten wird, ist von nicht belegbarem medizinischen Nutzen. Daher solltest du diese Produkte mit Zweifel betrachten. Sprich den Tierarzt direkt an. Wenn er gut ist, kann er dir die Wirkung genau erklären und sagen, weshalb dieses Mittel notwendig ist. Es lohnt sich auch, eine Zweitmeinung einzuholen.

Gute Tierärzte treten in aller Regel nicht selbstherrlich als Götter in Weiß auf. Sie widmen sich ernsthaft den Sorgen des Tierhalters und nehmen sich vor allem die nötige Zeit zum Zuhören. Sie führen nicht nur schnell die regelmäßigen Impfungen durch, sondern schauen sich das Tier an – denn die pauschale Kombinationsimpfung ist inzwischen veraltet und durch den Lebensumständen angepasste Impfungen ersetzt. Wenn dein Tierarzt also nach geplanten Reisen und den üblichen Auslaufgebieten fragt, ist das ein Zeichen dafür, dass er den individuellen Hund im Blick hat.

Gute Tierärzte gehen auf den Hund ein: Merkt der Arzt sich seinen Namen und spricht auch mit deinem Hund? Gibt er eine Belohnung nach der Untersuchung? Auch dies sind Qualitätsmerkmale, schließlich ist der Hund der Patient! Ironischerweise führt gerade das zu weniger Zeit. Halte die Augen offen: Ein überfülltes Wartezimmer muss nicht mangelnde Organisation oder Überlastung bedeuten. Es kann vielmehr heißen, dass dieser Arzt die Wartezeit wert ist! Termine nach Vereinbarung helfen, diese gering zu halten und zeugen von guter Organisation.

Das wichtigste an einem guten Tierarzt bleibt aber, ob lange oder kurze Wartezeit, der liebevolle Umgang mit deinem Tier.

Ausstattung und Service

Neben dem Mediziner selbst spielt natürlich auch das Umfeld eine Rolle: Fühlst du dich in der Praxis wohl? Manche Menschen (und manche Hunde!) mögen lieber große Räume, ander eher kleine. Ideal wären zudem getrennte Wartezimmer für z. B. Hunde und Katzen. Die Stimmung in den Warteräumen kannst du meist ganz schnell aufnehmen. Auch die Einrichtung hat hier einen Einfluss: steril oder alt-rustikal; anheimelnd oder nüchtern? Was besser ist, ist Geschmackssache. Bietet die Praxis vielleicht sogar Hausbesuche an? Emotionen und ihren Einfluss auf Gefühlslage und Anspannung solltest du jedoch nie unterschätzen. In einem Wort: Gefällt dir die Atmosphäre der Praxis?

Ein besonders Augenmerk sollte aber einer modernen Ausstattung gelten. Hier kann auch ein „Rundumservice“ Pluspunkte bringen: Werden statt Symptome auch direkt Beratungen zu Ernährung oder Erziehung oder Erste Hilfe-Kurse angeboten? Allerdings ist nicht der Tierarzt der beste, der alles selbst macht, sondern derjenige, der beizeiten an einen Spezialisten verweist. Erinnerungen für Termine oder Impfchecks, z. B. per E-Mail, können ebenfalls eine großartige Hilfe sein.

Spezialisten-Netzwerk von Tiermedizinern

Den perfekten Tierarzt kann es wohl nicht geben. Auch Tierärzte sind Menschen und Menschen machen Fehler. Kein Tierarzt kann alle Krankheiten aller Tierarten überblicken und beherrschen.

Im Vorfeld ist es nützlich, wenn du dich bereits eingehend über ein bestimmtes Krankheitsbild und dessen Behandlungsmöglichkeiten informierst. Ein guter Tierarzt versteht das nicht falsch, sondern sieht, dass dein Hund dir wichtig ist. Er ist vielmehr daran interessiert, den bestmöglichen Therapieplan auszuarbeiten. Er wird auf deinen Verdacht eingehen und erklären, weshalb er zutrifft oder nicht sein kann. Auch scheut er nicht davor zurück, einen Kollegen hinzuzuziehen. Gute Tierärzte kennen einander und überweisen sich die Patienten. Denn ein Augenspezialist kann manchmal einfach besser helfen als der Allgemeinmediziner.

Solche Spezialisierungen und Zusatzausbildungen sind auch ein Qualitätsindiz. Auch hier gilt jedoch: Aufgepasst! Nicht die Masse der Zusatzausbildungen macht die Qualität aus, sondern der Fokus auf einige wenige Bereiche. Statt 10 Spezialisierungen sollte ein Arzt besser nur ein oder zwei haben, sich in diesen aber regelmäßig fortbilden.

Oft bleibt der allgemeine Tierarzt der richtige erste Ansprechpartner, solange er mit Kollegen zusammenarbeitet. Besonders sinnvoll kann es sein, wenn sich dein Tierarzt nur auf Hunde spezialisiert hat.

Aufgeschlossenheit gegenüber alternativen Methoden

Ein guter Tierarzt behandelt ganzheitlich und nicht starr nach irgendwelchen Therapieschemata. Er geht in seinem ausführlichen Befund auch auf das Wohnumfeld ein. Behinderungen und die Ernährung sowie die Symptome des Krankheitsbildes werden ebenfalls in die Bewertung einbezogen.

Ein guter Tierarzt ist in der heutigen Zeit auch kein sturer rein schulmedizinischer Dogmatiker. Zum Wohle des Tieres wird er auch alternativmedizinische Konzepte in Erwägung ziehen. Beide haben ihren Platz: Schulmedizin und chemische Arzneimittel dort, wo sie nötig sind; alternative, natürliche Präparate dort, wo sie möglich sind.

Die eigenen Prioritäten: Was ist mir am Tierarzt wichtig?

Was dem einen perfekt ist, ist für den anderen vielleicht gerade so akzeptabel. Bei der Suche nach einem Tierarzt solltest du daher überlegen, was dir wirklich wichtig ist. Nähe? Erreichbarkeit? Moderne Ausstattung? Kurze Wartezeiten? Ständige Verfügbarkeit? Alles zusammen ist ein Wunschtraum.

Auch die Frage, ob du lieber einen jungen Arzt mit frischer Ausbildung hättest oder einen erfahrenen Veterinär kurz vorm Ruhestand, kannst nur du beantworten. Vertraust du neuen Erkenntnissen mehr, oder Jahrzehnten der Erfahrung?

Dieser Punkt sagt wenig über die Kompetenz des Arztes aus. Aber dein eigenes Vertrauen und deine Wünsche sind genauso wichtig. Der beste Augenarzt nützt dir nichts, wenn dein Hund ein Knieproblem hat. Und auch die Sympathie zwischen dir und deinem Tierarzt spielt eine Rolle. Könnt ihr einfach nicht miteinander, belastet das meist auch die Behandlung.

Zusammenfassung: Das Beste ist die vertrauenswürdige Empfehlung

Am Ende springen wir zum ersten Tipp zurück: Frage Freunde und Bekannte. Sie haben keinen Grund, zu beschönigen. Sie werden dir ihren Tierarzt empfehlen, wenn sie zufrieden sind. Halte die Augen offen, beobachte das Vorgehen deines Tierarztes und hinterfrage seine Empfehlungen. Stell ihm offen Fragen: Wenn er diese ohne Druckserei nachvollziehbar beantwortet, dann versteht er sein Fach.

2 Kommentare

  1. Hallo und vielen Dank für diesen tollen Beitrag.
    Ich finde persönlich immer wichtig Informationen aus dem Freundeskreis zu bekommen, da man den Menschen vertraut. Da bin ich ganz der Meinung des Autors. Falls jemand einen guten Tierarzt in Oldenburg benötigt kann ich nur Herrn Dr. Michling empfehlen.
    Liebe Grüße
    Claudia Freud

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