“Hunde sind weder Spielzeug noch Wegwerfware, sondern Lebewesen”- Interview mit dem Tierheim Gunzenhausen

Tierheim Gunzenhausen: Logo

Seit 1955 sorgt der Tierschutzverein Gunzenhausen für entlaufene Hunde. Unter dem Namen des Begründers Karl Reulin steht seit dem Jahr 2000 das Tierheim an der Ansbacher Straße. Großzügig und zweckdienlich finden dort alle Tiere eine zeitweilige Unterkunft.

Tierheim Gunzenhausen

Adresse: Ansbacher Strasse 13a, 91710 Gunzenhausen
Tel.: 09831-88910
E-Mail: info@tierheim-gunzenhausen.de
Web: https://www.tierheim-gunzenhausen.de/

Das sind natürlich hauptsächlich ausgesetzte oder herrenlose Tiere. Leider kommt es auch vor, dass Tierhalter in Not geraten und ihre geliebten Tiere nicht mehr versorgen können; auch hier hilft der Tierschutzverein. Er garantiert für eine sorgfältige Vermittlung der Tiere und prüft sorgfältig auf eine artgerechte Haltung.

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Für die Hunde des Karl-Reulein-Tierheims gibt es mehrere große Zwinger im Innen- und Außenbereich. Auf der angrenzenden Wiese können sie nach Herzenslust toben und erhalten ihren regelmäßigen Auslauf. Hier kannst du sicher sein, dass du einen gesunden Hund findest! Das Team von Tierheimleiterin Edith Neumann widmet sich voll und ganz der liebevollen Betreuung der Tiere: Hunde sind weder Spielzeug noch Wegwerfware, sondern Lebewesen.

Neben der Pflege und Vermittlung der Tiere bietet das Tierheim Gunzenhausen über seine Homepage auch die Schaltung von Vermissten- und Fundanzeigen.

Interview mit dem Tierheim Gunzenhausen

Hudoba sprach mit Frau Edith Neumann, der Tierheimleiterin und zweiten Vorsitzenden.
Frau Neumann, auf welchem Weg kommen die Tiere am häufigsten ins Tierheim Gunzenhausen?
Die meisten Tiere kommen als Fundtiere. Allerdings bezweifle ich manchmal, ob es wirklich Fundtiere sind: Ich habe manchmal das Gefühl, dass es doch die eigenen Tiere sind …
Und wie gehen Sie dann damit um?

Da kann man leider keine Wahrheit rauskitzeln. Ich bin es gewöhnt, mindestens zweimal am Tag angelogen zu werden. Ich denke dann aber einfach ans Tier und nicht an den Menschen.
Gibt es Unterschiede darin, wie lange bestimmte Tiere bei Ihnen im Tierheim bleiben? Werden Welpen schneller vermittelt als alte Hunde?

Welpen habe ich ganz selten da, und die lasse ich auch nicht hier im Tierheim. Sie kommen in Pflegestellen, denn Welpen sind im Tierheim eigentlich nicht gut untergebracht. Ältere und größere Tiere kann ich aber auch ganz gut an neue Besitzer vermitteln.

Ich habe erst vor 2 Jahren das Tierheim übernommen, aber seit ich einen Tiertrainer hier habe, der sich um alle Tiere kümmert, ist die Vermittlungsquote fast bei 95 %, auch bei älteren Tieren! Er kümmert sich täglich um sie, bringt ihnen Grundkommandos bei und bringt Verhaltensprobleme wie Ängstlichkeit wieder in Ordnung. Neben der Resozialisierung macht er auch Wesenstests mit den Hunden. Mittlerweile wird er schon als Magier oder Hundegott betitelt, weil er einfach ein Gespür für die Hunde hat. Und natürlich geht das alles ohne Gewalt.
Ist es bei Ihnen noch so, dass Tiere hauptsächlich in den Sommerferien abgegeben werden? Man kannte das ja von früher, wo das oft der Fall war.

Ja, leider ist das noch so. Oder die Menschen ziehen um, und der Hund darf nicht mit. Das sind lauter Ausreden. In der Sommerzeit tritt das schon vermehrt auf, da ist dann der Hund zu viel …

Traurig ist aber besonders, wenn Leute sich einen Hund als Welpen geholt haben und ihn dann mit 10 oder 12 Jahren ins Tierheim abschieben, weil er alt ist. Diese Hunde leiden! Zum Glück habe ich da gute Beziehungen zu anderen Tierheimen und zu Pflegestellen, so dass wir solche Tiere immer aufnehmen können.

Bis jetzt habe ich es immer geschafft, meine Hunde unterzubringen und habe auch immer wieder meine Zwinger komplett leer.
Welche Art der Spende oder Unterstützung ist denn für die Arbeit im Tierheim Gunzenhausen am wichtigsten?

Ich habe ehrenamtliche Helfer, die regelmäßig kommen. Und das ist auch wichtig, denn ich muss mich auf sie verlassen können. Auch Sachspenden nehme ich gerne an. Am besten sind natürlich Geldspenden, damit ich genau das Futter einkaufen kann, das ich auch brauche.

Wenn zum Beispiel im Sommer die vielen Katzenbabys da sind, brauche ich sehr viel Katzenwelpenfutter. Das bekomme ich nicht gespendet, das muss immer gekauft werden. Leider sind auch unsere Lagermöglichkeiten begrenzt, ich nehme aber natürlich auch Sachspenden trotzdem sehr gerne an. Gut ist auch, direkt nachzufragen, was gerade gebraucht wird, darüber freue ich mich auch.
Und wie läuft bei Ihnen die Vermittlung ab?

Wenn jemand herkommt und einen Hund haben möchte, frage ich als Erstes, wie viel Zeit am Tag für den Hund übrig ist, ob beide Ehepartner berufstätig sind, ob ein Garten vorhanden ist und ob während Krankheit oder Urlaubszeit jemand für den Hund da ist. Wichtig ist auch, ob Kinder da sind: Nicht jeder Hund verträgt sich mit Kindern. Und ich frage nach, ob andere Haustiere vorhanden sind.

Dann müssen die Bewerber mit dem Hund ein paarmal spazieren gehen unter Aufsicht vom Trainer, der einschätzt, wie sie mit dem Tier zurechtkommen und umgehen. Das alles zieht sich meist über ein paar Wochen hin und dann wird eine Vorkontrolle gemacht oder eine Nachkontrolle im neuen Zuhause. Vermittelt wird grundsätzlich nur mit Schutzvertrag!

Bis jetzt habe ich damit gute Erfahrungen gemacht und bekomme auch immer wieder Bilder von den vermittelten Hunden oder E-Mails. Viele kommen auch immer wieder mal zu Besuch mit ihren Hunden.

Es kommt auch vor, dass die Hunde immer mal wieder ein paar Tage ins Tierheim kommen, wenn mal ein Urlaub ansteht. Ich nehme also auch Pensionstiere auf. Sie fühlen sich wohl hier: Wir sind ein kleines Tierheim, da ist die Betreuung ein bisschen individueller. Das ist wirklich schön, und sie kommen gern zu Besuch.

Erst letztens kam ein Hund wieder, der hier für einige Tage bleiben sollte, weil ein Urlaub anstand. Die Besitzerin dachte, er geht hier nicht rein – und dann rannte er förmlich herein.
Haben Sie auch Erfahrung mit der Vermittlung von Tieren aus dem Ausland?

Nein. Es gibt bei uns schon zu viel Elend, da hole ich nicht noch Tiere aus dem Ausland. Außerdem ist unser Tierheim so klein, dass die Kapazität nicht ausreicht, auch noch Hunde aus dem Ausland aufzunehmen.
Wie leben die Hunde im Tierheim Gunzenhausen zusammen? Gemeinsam oder allein? Gibt es Gruppen?

Die Hunde sind jeweils in einem Zwinger mit Außenbereich und dürfen abwechselnd ins große Freigehege, aber nur einzeln, denn sie vertragen sich nicht immer. Erst recht nicht, wenn ich einen ganzen Zwinger voll Rüden hab.

Aber es gibt zwei große Freigehege, so dass immer zwei Hunde sich draußen austoben können, bis der nächste dran ist. Insgesamt habe ich 7 Zwinger. Und Kontakt haben sie untereinander. Und ich habe Helfer da, die sich um die Tiere kümmern und sie bespaßen, zum Beispiel mit Ballspielen. Ansonsten würden die Hunde auch verhaltensauffällig werden.
Frau Neumann, gibt es etwas, was Sie sich für die Zukunft ganz besonders wünschen?

Ja … Und zwar sollte es keinen falsch verstandenen Tierschutz geben: Man sollte seine Tiere kastrieren lassen, denn es ist jedes Jahr das gleiche. Im Frühjahr und im Herbst kommen kleine Babykatzen, manchmal erst 2 Wochen alt. Ich ziehe momentan wieder selber welche auf mit der Flasche: Das ist eine immense Arbeit nebenher. Meistens sind das die Katzen vom Bauernhof, wo kein Geld für eine Kastration ausgegeben wird. Und auch die Inzucht ist ein Problem und Katzenschnuppen und Krankheiten …

Das ist ein Wahnsinn. Ich würde mir wirklich wünschen, dass der Mensch überhaupt mehr auf die Katzen eingeht und sie auch kastrieren lässt. Dann wäre das Katzenleid nicht ganz so groß. Ich unterstütze das schon z. B. bei älteren Menschen, die eine schmale Rente haben. Die unterstütze ich gern bei einer Kastration.
Wie geht man mit dem Elend um, das leider immer wieder zum Tierheimalltag gehört?

Oft werden auch wilde Katzen ins Tierheim gebracht, weil sie stören. Diese Tiere werden dann verhaltensauffällig und krank, weil die Freiheit fehlt. Manchmal werden solche Katzen auch unter unmöglichen Umständen eingefangen. In diesen Fällen kastrieren wir die Tiere und versuchen, sie so schnell wie möglich wieder auszuwildern. Dafür suchen wir immer wieder Bauernhöfe oder Pferdehöfe und Scheunen, wo die Katzen jeden Tag Futter finden, aber in Freiheit leben können. Man kann solche Tiere nicht einsperren.
Viele Streuner haben mal ein Zuhause gehabt, bis die Besitzer umgezogen sind und die Katze dagelassen wurde, meistens sind sie auch nicht kastriert. So kommt es, dass Tiere leiden. Nur füttern allein reicht nicht, wenn die Tiere sich immer weiter vermehren. Da muss mehr nachgedacht werden.

Und die Tierheime sind auch nicht dafür da, dass einfach alles dort abgeliefert werden kann. Wenn die Tierheime zu voll sind, entstehen auch dort wieder Krankheiten und immense Tierarztkosten. Aber egal wie krank die Tiere sind und wie lang sie bei mir bleiben: Eingeschläfert werden sie nicht, nur weil sie nicht vermittelt werden. Kein gesundes oder nur altes Tier wird eingeschläfert, denn sie haben auch ein Recht zu leben!
Können Sie noch eine besondere Geschichte aus Ihrem Tierheim erzählen?

Erst letztens habe ich einen Kater vermittelt, der 3 Jahre im Tierheim war und sehr ängstlich. Mit viel Liebe und Geduld haben wir das ändern können. Dann kamen Leute, die gesagt haben: “Wir haben die Geduld!“ Nach 3 Jahren ist er dann also endlich aus dem Tierheim gekommen. Er fehlt uns, denn er hat dazugehört, aber wir sind natürlich dankbar, dass er ein Zuhause hat.

Im Winter hatten wir leider eine ziemlich traurige Sache erlebt. Hier in der Nähe vom Tierheim ist ein jüngerer Schäferhund auf der Straße gefunden worden, der dort schon mit Raureif auf dem Fell die ganze Nacht gelegen haben muss. Die Leute, die ihn gefunden haben, haben ihn zu uns ins Tierheim gebracht und wir haben ihn aufgepäppelt und haben in der Zeitung annonciert, aber es hat sich niemand gemeldet. Wir vermuten, dass er aus einem fahrenden Auto geworfen wurde, er hatte nämlich auch leichte Verletzungen. Nach einer gewissen Zeit, als er wiederhergestellt worden war, hat er einen neuen Besitzer gefunden, der sich ganz liebevoll um ihn kümmert. Er hat jedoch gemerkt, dass der Hund nachts nicht aus dem Auto aussteigt – er müsste regelrecht herausgezerrt werden, obwohl er tagsüber ohne Probleme ein- und aussteigt. Nur nachts ist er voller Panik und traut sich nicht, aus dem Auto zu steigen. Also ist er ganz bestimmt nachts aus einem Auto geworfen worden. Er hat aber jetzt ein sehr gutes Zuhause, ich habe erst gestern wieder mit dem neuen Besitzer gesprochen. Dem Hund geht es gut und die Hüftverletzungen, die er hatte, konnten ohne Operation therapiert werden. Mit viel Bewegung wurde Muskelaufbau gemacht und der Hund ist sehr glücklich und zufrieden. Das ist natürlich das Schönste! Fee heißt diese Hündin.
Ein schönes Happy End! Aber unverständlich, wieso Menschen Tiere einfach so entsorgen …

Allerdings … Letztes Jahr haben wir an der Stadthalle in einer Plastiktonne einen Mopswelpen gefunden, der höchstens ein Vierteljahr alt war. Es stellte sich heraus, dass der Mops fast blind war. Ich habe ihn dann in eine Pflegestelle gegeben bei Leuten, die schon einen ausgewachsenen Mops haben. Der führt ab jetzt den kleinen Mops und die beiden können sogar zusammenbleiben, da die Pflegestelle den Welpen fest übernommen hat. Er hat sich dort sehr gut entwickelt.

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