Wer entscheidet eigentlich über Hunderassen? Und wie?

Wie viele Hunderassen gibt es? Der eine wird eine Zahl um die 400 nennen. Der andere vielleicht um die tausend. Wie viele Hunderassen es gibt, hängt von der Klassifikation ab.

In den einzelnen Ländern und Regionen der Welt haben sich im Lauf der Jahre verschiedene Dachverbände der Hundezucht gebildet. Am bekanntestes ist wohl die FCI (Fédération Cynologique Internationale). Sie und der US-amerikanische und der britische Kennel Club (AKC / KC) sind die drei größten kynologischen Dachverbände der Welt. Neben diesen drei Großen gibt es kleinere Kennel Clubs wie den New Zealand Kennel Club oder den Irish Kennel Club.
Die internationalen Dachverbände haben in den einzelnen Ländern verschiedene Mitgliedsvereine. In Deutschland ist der VDH (Verband für das Deutsche Hundewesen) Mitgliedsverband der FCI. Hierarchisch unter ihm finden sich lokale Zuchtverbände, Hundesportclubs, Landesverbände usw. Sie alle richten sich bei den Klassifikationen nach den Vorgaben ihres Verbandes.

Klassifizierung von Hunden – wozu?

Die Dachverbände und ihre Mitgliedsverbände übernehmen alle Aufgaben rund um Hunderassen, Hundezucht und Hundeausstellungen. Dafür braucht es Richtlinien und eine festgelegte Ordnung. Daher führen die einzelnen Dachverbände Listen über die von ihnen anerkannten Hunderassen und deren rassetypische Merkmale. So kann eindeutig geklärt werden, ob ein Hund ein „echter“ Rasse-Hund ist. Bei manchen Wettkämpfen ist das Teilnahmebedingung.

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Der britische Kennel hat als erster Listen über Reinrassigkeit aufgestellt. Durch diese „Buchführung“ kann die Entwicklung einer Rasse nachvollzogen werden. Das hat auch ganz praktische Gründe fürs Hundewohl. Denn mit dieser Rassenbuchführung kann die Entwicklung der Gesundheit nachvollzogen werden. Genetische Defekte werden so schneller sichtbar.

Die Dachverbände entscheiden auch darüber, ob sie eine neue Züchtung als eigene Hunderassen anerkennen und in ihr Verzeichnis reinrassiger Hunde aufnehmen.
Die einzelnen Verbände organisieren Hunde-Ausstellungen, zu denen Halter ihre Hunde anmelden können. Zur Anmeldung sind Papiere über die Reinrassigkeit des Tieres erforderlich.

Klassifikations-Systeme und ihre Merkmale

Während die FCI zehn große Gruppen von Hunderassen führt, sind es bei KC und AKC nur jeweils sieben Gruppen. Auch die Systematiken der Klassifikation unterscheiden sich zum Teil beträchtlich. Die Klassifikationssysteme der drei großen Dachverbände sollen im Folgenden aufgeführt und kurz erläutert werden.

Die Hunde-Klassifizierung des Kennel Club (Großbritannien)

Gundog Group: Hierzu zählen Hunderassen, die man bei der Jagd zum Aufstöbern von verletztem oder totem Wild einsetzt und die dieses auch apportieren. Die Gruppe wird weiter unterteilt in die Untergruppen Retriever, Setter, Spaniels und „Allrounder“.

Hound Group: In die Gruppe der Hounds fallen alle Jagdhunde, die Wild verfolgen und stellen. Der Kennel Club unterteilt weiter nach Scenthounds und Sighthounds. Scenthounds wie der Bloodhound jagen nach Geruch. Sighthounds wie der Greyhound jagen hingegen auf Sicht.

Pastoral Group: Zu dieser Gruppe zählen Hunderassen, die zum Hüten und Beschützen von Herdentieren wie Schafen und Ziegen gezüchtet wurden. Bekannte Vertreter sind Border Collie, Bobtail und der Deutsche Schäferhund.

Terrier Group: Die Hunde der Terriergruppe dienten der Aufgabe, Tiere in schmalen Bauten zu jagen (z. B. Dachse und Kaninchen) und aus ihren Verstecken herauszutreiben.

Toy Group: Zu dieser Gruppe zählen in erster Linie kleine Hunde, die als Begleithunde ohne spezielle Aufgabe gezüchtet wurden. Bekannte Vertreter sind Chihuahua und Mops.

Utility Group: Die unter utility (=Nutzen) Group beschriebenen Hunderassen, unterscheiden sich in den einzelnen Kennels. Im britischen Kennel Club zählen hierzu 29 Rassen wie beispielsweise Dalmatiner, Chow-Chow und Schnauzer.

Working Group: Hierzu zählen für spezielle (Arbeits-)aufgaben gezüchtete Hunderassen, die als Rettungs-, Such- oder Schutzhunde und in ähnlichen Bereichen eingesetzt werden. Zur Working Group gehören Rottweiler und Bernhardiner.

Die Einteilung des Kennel Clubs ist teilweise verwirrend. Die Aufgaben der einzelnen Hunderassen überschneiden sich in einzelnen oder mehreren Kategorien. Viele Hunde könnten auch ohne Probleme Aufgaben einer Kategorie übernehmen, der sie nicht zugeordnet sind.
Beim „Terrier“ fällt außerdem auf, dass nicht alle Rassen mit Namen Terrier auch in dieser Gruppe sind. Zwischen verschiedenen Kennels variiert zudem die Gruppen-Zuordnung.

Die Hunde-Klassifizierung des American Kennel Club (AKC)

Die Systematik des American Kennel Club lehnt sich an die des britischen Vorbildes an. Dabei gibt es ein paar Abweichungen. Die „Sporting Group“ entspricht der Gundog Group des KC. Die Herding Group umfasst Hüte- und Treibhunde und entspricht damit größtenteils der Pastoral Group. In der Non-Sporting-Group fasst der AKC Hunde verschiedener Aufgabengebiete zusammen. Auch wenn die Gruppennamen des Kennel Club im American Kennel Club erneut auftauchen, sind die Rassen nicht immer identisch zugeordnet.

Die Hunde-Klassifizierung der Fédération Cynologique Internationale (FCI)

Das System der FCI besteht aus mehr Gruppen und dazugehörigen Sektionen und Untersektionen. Hier ist eine genauere Differenzierung möglich. Die Logik der Einordnung bezieht sich allerdings manchmal auf Herkunft und Charakteristika der Hunderasse, manchmal dagegen auf das Aufgabengebiet. Eine Einordnung, die genauen Regeln und Vorgaben entspricht, ist aber nahezu unmöglich. Denn sowohl Rassemerkmale als auch Aufgaben der einzelnen Hunderassen wandeln sich fortlaufend. Die Einteilung der FCI wird somit nicht allen kynologischen Aspekten gerecht, hat sich aber als gutes Organisation-Instrument erwiesen.

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